Frei durchatmen mit dem gesunden Lungendrink? Nonsens!

Die Gesundheit unserer Lungen ist von zentraler Bedeutung, aber kann unsere Ernährung sie wirklich beeinflussen? Und können derzeit gehypte „Superdrinks“ die Lungen reinigen? Erährungswissenschaftler Uwe Knop erklärt, was dahinter steckt.

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Was sind die Hauptzutaten für den täglichen Drink zur Lungenreinigung?

Die drei Hauptzutaten des Drinks zur vermeintlichen „Lungenreinigung“ sind die Würzpflanzen Kurkuma, Ingwer und Zwiebeln. Diese drei Pflanzen haben per se phytopharmazeutisches Powerpotenzial – aber mehr als Grundlagenstudien, die vage Hypothesen erlauben, gibt es nicht. Auch muss man berücksichtigen, dass beispielsweise Ingwer zwar gerne als „Wunderknolle“ bezeichnet wird – aber seine Effekte auf den Verdauungstrakt sind nicht zu unterschätzen, daher sollen einige Gruppen lieber die Finger davon lassen.

Kann der Drink wirklich die Lunge reinigen?

Das ist reine Spekulation, denn dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Daher gehört auch diese Behauptung klar ins Reich der Märchen und Mythen zu gesunder Ernährung – und da ist der Lungendrink in bester und reger Gesellschaft, denn von diesen Märchen und Mythen gibt es so viele wie Sand am Meer.

Warum liest man denn immer wieder von solchen „Superdrinks & Superfoods“?

Hier kommen zwei Hauptgründe in Frage: Entweder will jemand mit einem besonderen Angebot Geld verdienen oder man avisiert gezieltes „Clickbaiting“, d.h. man will besonders viele Menschen auf seine Websites oder Social Media-Kanäle locken – um mehr Werbeeinnahmen zu erzielen oder dort irgendetwas zu verkaufen.

Wie kann die Ernährung die Gesundheit der Lungen beeinflussen?

Das weiß niemand. Für Länder wie „Schlaraffia Germania“, wo wir alle vollversorgt sind, gibt es dazu keine gesicherten Erkenntnisse, wie man mit einer speziellen Ernährung gezielt die Lungengesundheit fördern oder schützen kann. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Organe – insbesondere für die Herzgesundheit, auch wenn hier den Menschen gerne vorgegaukelt wird: „Vollkorn schützt vor Herztod„. Das ist schlicht und einfach: frei erfundener Unsinn.

Gibt es denn überhaupt eine „gesunde Ernährung“ im Allgemeinen?

Nein, hierzu fehlen die wissenschaftliche Belege im Sinne der härtesten Medizinerwährung, der Kausalevidenz, bis dato vollumfänglich, Das gilt sowohl für die neuen Ernährungsregeln als auch für alle Besser-Esser-Hypes wie Low-Carb oder Keto.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.